Doppelturmfassade Kirche St. Jakob, 1895/1897

Köthen

"Herzlich Willkommen in der Stadt- und Kathedralkirche St. Jakob zu Köthen - Sie sind eingeladen zum Verweilen in unserem Gotteshaus!"

So die einladenden Worte dieser Kirche inmitten des Köthener Stadtzentrums, an welcher auch Bernhard Sehring seine Spuren hinterließ.

Eine kleine romanische Kirche, erbaut zwischen 1150 und 1200, war der Grundstein für den eigentlichen Bau im Jahre 1400 (bis 1514). Im Stil einer spätgotischen Hallenkirche erfüllte sie über die Jahrhunderte ihre Zwecke, erfuhr zahlreiche Umbauten und 1599 stürzte der um 1500 erbaute Turm ein - die Kirche blieb turmlos. Bis, ja bis zum Jahr 1896, als unter Leitung von Bernhard Sehring bis 1900 der Wiederaufbau begann, diesmal mit den markanten zwei Türmen. Seine bevorzugten verspielten Details sucht man hier natürlich vergebens - lediglich kleine Engelsköpfe im Stein, Säulen und Akzente an den Fenstern sowie auf der Verbindungsbrücke zwischen beiden Türmen lassen des Architekten Handschrift aber erkennen.

Typischer Berliner Wappen-Bär in zweifacher Ausführung an den Doppeltürmen, wie er u.a. auch am Theater des Westens, Künstlerhaus St. Lucas, Berlin, und der Roseburg zu finden ist.

Krankmeldung Bernhard Sehring
Quelle: Stadtarchiv Köthen 3/425/C21

Die Türme sind mit ihrer Höhe von 75 m eine der höchsten der vielen Kirchenbauten in Sachsen-Anhalt und Bernhard Sehring hat hiermit den stolzen und würdevollen Gesamteindruck der Kirche vervollständigt und zum markanten Stadtbild beigetragen. Die Kirche steht mit ihren Gottesdiensten, Konzerten und zur Besinnung stets offen.

Interessant auch, dass Sehring sich am Wettbewerb für das Köthener Rathaus im Jahre 1895 beteiligte, den Zuschlag seinerzeit aber nicht erhielt.

Im Köthener Stadtarchiv befindet sich umfangreicher Schriftverkehr Sehrings im Zusammenhang mit dem Turmbau. Als interessantes und zwischenmenschliches Beispiel sei hier eine „Krankmeldung” wiedergegeben.

In diesem Schreiben vom 01. Mai 1903 wird der Köthener Stadtbaumeister Buntzel über den ernsthaften Krankheitszustand des Architekten und einem geplanten Besuch höflichst informiert.

Zu dem in diesem Schreiben erwähnten Köthen-Besuch kam es allerdings noch nicht. Denn aus einem weiteren Brief, adressiert an den Oberbürgermeister Schulz, 23. Mai 1903, geht abermals entschuldigend hervor, dass Sehring sich neben einer Blindarmentzündung noch eine Brustfellentzündung zuzog und seine Genesung mit einer Kur in Wiesbaden bis voraussichtlich Juni gefördert werden wird.

Die beiden rechts stehenden Bilder geben aufschlussreich Einblick zum Aussehen der Kirche. Zum einen zeigt sie die Kirche vor dem Jahr 1895 noch ohne Türme, und zum anderen sehen wir ein Bild aus dem Jahre 1897 während der Bauphase. Ein Jahr später, 1898, wird die offizielle Einweihung der neu erbauten Türme stattfinden, worüber übrigens eine Festschrift, im Auftrag des Gemeinde-Kirchenrates verfasst (Cöthen, Otto Schulze Verlag, 238 Seiten), berichtet.

Die Kirche vor 1895
Die Kirche vor 1895
Während des Turmbaus 1897
Während des Turmbaus 1897

Sowohl vor 100 Jahren als auch heute die Kirche in unveränderter Wirkung, wie der Vergleich anhand der Bilder links und rechts beweist!

 
 
 

Hiermit noch einige aktuelle Impressionen aus dem Jahr 2007:

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