Das Delfter Zimmer
„Hast Schreine erbrochen und Gräber geleert.
Und uns neue Wunder zum Schauen beschert.”
Mit diesen Worten verließ der Dichter Friedrich Franz von Conring, ein Freund des Burgherrn, nach eingehender Besichtigung die Roseburg. Aber auch andere Besucher, wie der Quedlinburger Geschichts- und Altertumsverein, fanden begeisternde Worte. „Ein unglaubliches Kunstwerk ist die innere Pracht und Schönheit der Roseburg. Der eigentliche Zauber dieses Bauwerkes liegt in den aus allen Ländern zusammengetragenen Kunstwerken, die auf sinnige Art in allen Räumen, Wänden und Bauten von dem Baumeister eingruppiert sind und dem ganze eine eigene Note geben, bezwingend echt, als das Denkmal eines hochgearteten Künstlers. Ein Museum der Seltsamkeiten ist hier entstanden ...”
Über eine Terrasse, die mit einer Balustrade aus Mühlsteinen geschmückt ist, betritt man den Bergfried – das Delfter Zimmer. Reich dekoriert mit alten Delfter Kacheln, friesischen Kredenzen mit reichem Zinngeschirr und einem Bauernofen, Messingbettpfannen und anderem wertvollen Hausrat, war es einer der schönsten Räume.
1984 wurden beim Einbau der Heizung und Renovierungsarbeiten die erstaunlichen Werte an Kacheln herausgeschlagen und landeten im Bauschutt. „eulenspiegel” glossierte in einem Zwiegespräch die Situation: „Es soll jedoch allerhand gute Kunst in diesem Gemäuer stecken. Und die neuen Burgherren, die LPG Pflanzenproduktion Rieder haben auch allerhand reingesteckt. Man spricht von einer halben Million. Neues Dach, neue Heizung, und was weiß ich noch alles neu.”
&dbquo;Und das Alte dabei untergepflügt. Delfter Kacheln, Runter damit. Da kommt eine Blümchentapete hin.”
Diese Delfter Kacheln stammten aus dem Schloß Reissen (Rydzyna) bei Lissa (Lesno), das Bernhard Sehring kurz vor der Jahrhundertwende für den Fürsten Sulkowski aus- und umgebaut hatte. Dieser stattliche Barockpalast wurde 1996-1707 von Pompeo Ferrari erbaut. 1945 brannte er völlig aus und wurde ab 1950 wieder aufgebaut.
Über die erwähnten Bettpfannen hat die uns bekannte Chronistin Elisabeth Köhler aus Ballenstedt eine Legende hinterlassen, die sie nach einer persönlichen Führung durch den Besitzer der Roseburg aufgeschrieben hat: „Sehring war auch selbst in Holland. Er reiste mit einem Freund, und alsdann im kleinen Hotel sagte die Wirtin: „Es ist schon recht kalt, ich werde jedem Herrn eine Nonne ins Bett legen.” Als beide verlegen ablehnten, sie seien verheiratet, erklärte sie lachend, dass diese Bettpfannen so hießen.”
Bernd Ellert